X8

Informationen zur Extreme X8 Aktion

Der 1. August – mit Spannung erwartet

Das ganze Team hat in den Wochen zuvor hart gearbeitet um die Aktion bekannt zu machen und trotz verschärfter Regelungen dennoch wie geplant zu starten. Die Stützen für die Hängematten-Landschaften an den Wartepunkten waren vorbereitet und aufgebaut worden und die letzte komplette X8-Tour, vom Startpunkt unten in Garmisch-Partenkirchen bis hinauf zur Tannenhütte war noch einmal mit dem Extreme-X8 getestet worden. Nun war das Team gespannt wie es laufen würde. Der Tag begrüßte uns mit Sonnenschein und sollte einer der heißesten Tage des Jahres werden. Das lag zwar ursächlich nicht an unserer Aktion, traf sich aber gut.

Um möglichst vielen Interessenten an diesem Tag die Möglichkeit des Testens zu geben war die Strecke verkürzt worden und es standen glücklicherweise zwei Extreme-X8 Geländerollstühle zur Verfügung. Dafür hatte die Firma Sunrise Medical, die den X8 vertreibt, gesorgt und gleich ein Technik-Team abgestellt, das die notwendigen Anpassungen der Fahrzeuge an die Bedürfnisse der Testpiloten vornehmen konnte und auch die praktischen Einweisungen gab. So trafen sich gegen 10 Uhr die ersten Interessierten, das gesamte Team und die angesagten Honoratioren von Stadt und Landkreis am Startpunkt diesen Tages, der Sonnenuhr am Hasenböderl. Vom Festplatz unterhalb der Wankbahn aus war ein Shuttle zur Sonnenuhr eingerichtet worden. Die Runde war komplett und traf, mit gebührendem Abstand, zur Vorstellung und zum Start der Aktion vor der herrlichen Aussicht auf Garmisch-Partenkirchen und die Zugspitze zusammen.

Stefan Jenuwein begrüßte als Vositzender des Vereins alle Anwesenden und stellte die Aktion kurz vor. Danach bergüßte Anton Witting, der Gemeinderat von Garmisch-Partenkirchen, die Gäste, und sprach seine Freude über diese tolle Aktion aus, die wegweisend für die Region werden könnte. Daniela Bittner, die Behindertenbeauftragte des Landkreises GAP erklärte nach ihren Grußworten kurz wie sich die Idee zur barrierfreien Tannenhütte idealerweise schon in der Planungsphase zum Neubau abgezeichnet hatte und Wolfgang Striegel von den Bayerischen Staatsforsten ergänzte, als Vertreter der Gelände- und Hütteneigentümer, das Anliegen zur Barrierefreiheit aus seiner Perspektive. Michael Gerber als Vertreter der GaPa Tourismusgesellschaft ergänzte zur Bedeutung der Aktion für den Tourismus in der Region und der damit verbundenen gesellschaftlichen Bedeutung von Inklusion. Letitia Vohland-Aguilar, die Marketingchefin von Sunrise Medical stellte nach ihren Grußworten heraus wie gerne das Unternehmen diese herausragende Idee des Vereines unterstützt und den Extreme-X8 für diese 6-wöchige Pilotprojekt-Phase zur Verfügung stellt. Rainer Friedel, Gebietsleiter von Sunrise Medical, stellte noch kurz die technischen Besonderheiten des Geländerollstuhls vor und erläuterte mit welchen Features dieses Modell aufwartet um mit der Geländebeschaffenheit der gesamten Tour fertig zu werden. Eine passende Überleitung zum Start der ersten Testfahrten an diesem Eröffnungstag, auf die die beiden Testpilotinnen schon mit Spannung und gemischten Gefühlen warteten./p>

Zunächst stieg Christine Stifter, selber BUB-Mitglied und unsere Testpilotin aus der Vorbereitungsphase, in einen der X8 Rollstühle, zeigte wie geländegängig das Gefährt ist und wie gut er die Steigungen meistert. Nachdem ein Teil der anwesenden Honoratioren auch eine kleine Runde an der Sonnenuhr gedreht, und so ansatzweise ein Gefühl für die Möglichkeiten gewonnen hatten, die Menschen mit Bewegungseinschränkungen nun hier vor Ort zur Verfügung standen, ging das Abenteur für die ersten Fahrerinnen los. Die Anpassungen an die Teilnehmerinnen sowie die Einweisungen in die Verstellmöglichkeiten und das Bedien-Panel wurden durch das Sunrise-Medical-Team erledigt. Dann konnten die Fahrerinnen jeweils in Begleitung eines bub-Teams ihre eigene Tour beginnen.

Begleitet von Personen aus dem bub-Team konnten die beiden dann die Vorzüge dieses besonderen Rollstuhls an verschiedenen Streckenabschnitten testen. Sitzneigungsverstellung bei Gefälle, Fixierung der Vorderräder wenn notwendig und der Einzelradantrieb waren Features, die je nach Geländebeschaffenheit die Fahrt einfacher und sicherer machten. Auch wenn die Strecke für den Eröffnungstag verkürzt war, so war den Fahrerinnen die Begeisterung schon sehr schnell vom Gesicht abzulesen. Konnten doch steile Geröllabschnitte, enge Kurven mit Gefälle, Schmelzwasserrinnen und die Hängebrücke problemlos gefahren werden. Strecken, die die „Pilotinnen“ mit ihren eigenen Rollstühlen nie hätten passieren können. Und selbst mit dem Shuttlezubringer zur Hütte, den es ja bei Bedarf gibt, hätten Sie diese Stellen nicht erreicht, Ausblicke und Erlebnisse nicht haben können.

Natürlich waren an diesem sonnigen Tag auch viele andere Wanderer unterwegs und staunten nicht schlecht als ihnen die Rollstühle begegneten. In der Regel waren sie sehr interessiert an der Aktion und begeistert von den Möglichkeiten, die sich so für Menschen mit Bewegungseinschränkungen ergeben. „Das ist Inklusion pur“ freute sich Stefan Jenuwein und machte ein ebenso glückliches Gesicht wie die Teilnehmerinnen der Aktion. Nach der Strecke über die Hängebrücke war die Tannenhütte schnell erreicht und die Teilnehmer stiegen für Ihren Aufenthalt an der Hütte wieder auf ihre „Handrollis“ um, damit die nächsten die Tour ausprobieren konnten. Natürlich wurden die Rollstühle und Bedieneinheiten bei jedem Fahrerwechsel gründlich desinfiziert. Die Teammitglieder fuhren die X8 Rollstühle dann zurück zum Startpunkt an der Sonnenuhr. Später verlief das dann im Pendelverkehr durch die Teilnehmer. Übrigens konnten auch Menschen ohne Bewegungseinschränkungen die X8-Rollstühle testen wenn ein Zeitfenster frei war.

Als sich der Tag dem Ende neigte und das Team zum Abschluss zusammen saß und von ihren Touren berichtete, wurde erst die Komplexität und Nachhaltigkeit der Aktion für alle deutlich. Diese zunächst „fixe“ Idee – mit einem Rollstuhl auf die Berge – hatte durch intensive Recherche und viele Kontakte Gestalt angenommen, als die barrierefreie Tannenhütte und der geländetaugliche Extreme-X8 Rollstuhl von Magic Mobilities/Sunrise Medical in Sicht kamen. Die Reaktionen der teilnehmenden Testfahrer am Eröffnungstag übertrafen aber die Erwartungen des gesamten Teams. Die Teammitglieder berichteten von laut ausgerufenen „Ist das geil!!!“ Kommentaren über strahlende Gesichter und dem Drehen von einer Extrarunde bis zu Teilnehmerinnen, die vor Rührung in Tränen ausbrachen, weil sie bedingt durch einen Unfall, nach über 50 Jahren im Rollstuhl „nie zu träumen gewagt hatte noch einmal auf einen Berg zu kommen“ und sich dort selbstbestimmt und frei zu bewegen.

Das stimmte gespannt und zuversichtlich für die nun anschließende 6-wöchige Pilotprojekt-Phase, während der, über die Webseite des Vereins, ein Extreme-X8 einen Tag für die längere Tour gebucht werden konnte. Die längere Tour startete in Garmisch-Partenkirchen mit der Anpassung, Übergabe und Einweisung des Rollstuhls. Die Fahrt ging dann durch den Ort, am Festplatz vorbei über den Philosophenweg ins Gelände. Von dort aus ging es hoch zur Sonnenuhr und wahlweise über die Hängebrücke oder die Zubringerpiste zur Tannenhütte. Am späten Nachmittag sollten die Fahrer und Fahrerinnen dann zur vereinbarten Zeit wieder unten im Ort zurück sein. In den einschlägigen Kreisen schien sich die Aktion herumgesprochen zu haben und die Berichterstattung hatte neugierig gemacht. So war der X8 die kompletten 6 Wochen gebucht wenn das Wetter es irgendwie zuließ. Die Anfragen kamen dabei nicht nur aus der Region, sondern aus dem gesamten Bundesgebiet. Mit ergänzenden Nachfragen zu barrierefreien Übernachtungsmöglichkeiten und anderem.
Rückblickend bestätigt sich am Ende der Pilotprojekt-Phase der Eindruck den wir nach dem Eröffnungstag hatten. Die Rückmeldungen der Teilnehmenden waren begeistert und durchweg positiv. Die Statistik zeigt uns für den Testzeitraum von 6 Wochen Zugriffzahlen von 5000 Besuchern auf unserer Webseite und davon 1200 Aufrufe der X8-Aktionsseite. Bei insgesamt 36 buchbaren Terminen hatte der extra eingerichtete Buchungskalender über 600 Zugriffe. Zahlen, die uns selber überrascht haben und recht deutlich zeigen welches Potential Aktivitäten im Zeichen der Inklusion, auch wirtschaftlich für die Region haben können. Wir bedanken uns noch einmal ausrücklich bei allen Beteiligten, die diese Aktion möglich gemacht haben und ganz besonders bei der Firma Sunrise Medical, die den Extreme-X8 für diesen Zeitraum kostenneutral zur Verfügung gestellt haben.

DIE IDEE: So fing dieses Abenteuer an!

Wir leben hier im Süden Deutschlands in einer Umgebung, die sich geradezu aufdrängt um wahrgenommen zu werden. Und diese Wahrnehmung ist umso intensiver, je mehr sie unsere Sinne anspricht. Je tiefer man in diese Umgebung „eintauchen“, sie also auch spüren kann um so nachhaltiger die Wirkung. Dies wissend und durch unsere Arbeit für eine inklusive Betrachtungsweise sensibilisiert entstand  eine zunächst verrückt anmutende Idee. Der großartige Eindruck die Welt von oben und die einmalige Natur der Berge zu erleben, ist fast nur Menschen vorbehalten, die gut zu Fuß sind. Für Menschen mit Einschränkung der Mobilität bleibt nur die Seilbahnfahrt und ein entsprechend eingeschränktes Erlebnis.

Zudem ist uns im gesamten Alpenraum keine Berghütte bekannt, die man mit einem Rollstuhl selbstständig fahrend erreichen kann. Warum sollte man da als rollstuhlfahrender Mensch auch hin wollen? Die Frage beantwortet sich natürlich rasch von selbst aber: Es gibt sie fast nicht, die barrierefreie Hütte!

Mit der Tannenhütte in Garmisch-Partenkirchen, (am Fuße des Wank mit Zugspitzblick gelegen) ist 2018 eine solche barrierefreie Hütte entstanden. Sie ist über einen Shuttle des Hüttenbusses für Rollis erreichbar. Dann wird man hochgefahren und muss meist auf den Rest der Familie oder die Begleitgruppe warten bis diese den Weg selber gegangen sind. Und spätestens wenn die Sprache zur einen oder anderen Aussicht des Weges fällt ist man schon nicht mehr dabei. Inklusion geht eigentlich anders.

Viel größer wäre das Erlebnis wenn der Mensch im Rollstuhl selbst steuernd dahin käme. Wenn er zusammen mit seiner Begleitung, seiner Gruppe oder seiner Familie den Weg erleben, die Natur und die Aussichten genießen und das Verweilen unterwegs selbst bestimmen könnte.

Bewegung und Begegnung BUB e.V. möchte das ermöglichen!

Herausforderung für die Technik

Wer die Wegstrecke zur Tannenhütte kennt weiß auch wie herausfordernd der Weg ist. Teilweise grobe Schotterpiste, bis zu 30 % Steigung, Ablaufrinnen fürs Schmelzwasser, eine Schlucht über die eine Hängebrücke führt. Selbst der Hütten-Versorgungsbus muss eine andere Strecke fahren und benötigt Allradantrieb, sonst kommt er dort nicht an.
Nach einiger Recherche haben wir mit dem „Extreme X8“ von Sunrise Medical und Magic Mobility das passende Fahrzeug für diese Tour entdeckt. Unsere Idee stieß auf fruchtbaren Boden und so konnten wir im Mai den Allrad-Rollstuhl unter realen Bedingungen auf unserer Wunschstrecke testen. Die Testfahrt verlief erfolgreich, hat unsere Erwartungen übertroffen und auch den Hersteller angenhem überrascht.

Am größten war aber die Freude bei der Testpilotin Christine, einem Mitglied unseres Vereines, die als MS Patientin unsere inklusiven Klettergruppen besucht, und strahlen resümierte: „Nach so langer Zeit wieder eine eigene Bergfahrt machen zu können hat unglaublich viel Spaß gemacht.“
Aber werfen Sie doch einfach selbst einen kurzen Blick auf die Fotos von unterwegs und unseren kleinen Bericht vom Testlauf  (zum Bericht)

„Gemeinsam können wir das schaffen“ ist ein Motto, das sich immer wieder bewahrheitet.
Auch diese Aktion ist möglich geworden weil neben den ehrenamtlich tätigen Mitgliedern viele Unternehmen, Institutionen und Personen uns unterstützen. Diesen gilt unser besonderer Dank!

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